Bestattungen Oldenburg Bestattungswagen Innenansicht

Ein Auto, das jeder mal braucht

TOD – mit der letzten Fahrt beschäftigt sich kaum jemand gern. Für Hans-Joachim Hübner ist sie Alltag

Von verstohlenen Blicken, speziellen Umbauten und Totenscheinen: eine Fahrt im Bestattungswagen.

Hans-Joachim Hübner steuert den goldfarbenen Wagen rückwärts auf die Zeughausstraße. Das braucht Übung, schließlich ist das Fahrzeug 5,70 lang und knapp zwei Meter breit. Einen Rückspiegel gibt es nicht. Der Blick nach hinten ist versperrt. Eine dunkle Wand ist dort, wo sonst die Rückbank im Sichtfeld wäre. Hans-Joachim Hübner steuert einen Bestattungswagen. „Leichenwagen“, sagt er, „nennen wir das Auto nicht. Wir hören es auch nicht gern.“

Von der Zeughausstraße geht es in Richtung Friedhof Eversten. Den Mann im schwarzen Dreiteiler umgibt geordnete Ruhe. Vom Straßenlärm ist im Innenraum kaum etwas zu hören. An der Ampel werfen andere Autofahrer verstohlene Blicke. Herschauen, schnell weggucken, bemüht unauffällig wieder herschauen. „Es ist schon ein Unterschied, ob ich mit meinem Privatwagen oder diesem hier auf der Straße unterwegs bin“, sagt der leitende Mitarbeiter des Bestattungshauses Welp. „Ich werde zuvorkommender behandelt.“ Noch nie habe ihm jemand die Vorfahrt genommen. Sonderrechte genießen Bestattungswagen im übrigen nicht. Auch für sie gelten die üblichen Verkehrsvorschriften. Ein Knöllchen etwa für Parken im Halteverbot wird ihm wohl trotzdem kaum jemand ausstellen.

Am Friedhof Eversten wendet Hübner den Wagen. Es piepst auf dem engen Gelände beim Vor- und Zurücksetzen. Das Auto ist 2285 Kilogramm schwer und eine Sonderanfertigung, die nicht ohne Rückfahrkameras auskommt. Doch das ist nicht das einzige Extra. Ursprünglich war es mal ein Mercedes der E-Klasse. „Es gibt Hersteller, die sich auf die Fabrikation von Bestattungswagen spezialisiert haben“, sagt Hübner.

Das Chassis wird auseinandergenommen und verlängert. Anschließend wird eine Vorrichtung im Heck installiert, die Särge, Urnen und Tragen halten kann. Der Blick ins Wageninnere ist für Passanten durch dunkle Jalousien versperrt. Die große Metallplatte, auf der Trage oder Sarg Platz finden, lässt sich trotz des Gewichtes überraschend leichtgängig herausziehen.